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Selbstporträt 2017Selbstporträt 2017

Die Künstlerin Maria Kübeck

 

Die Künstlerin Maria Kübeck ist 1948 geboren und lebt derzeit in Bielefeld.

 

Sie ist hauptsächlich Filmerin, macht Videoinstallationen, Kabarett alias „Frau Wachner“ aus Sachsen., und ist in ihrem Atelier in der Alten Lederfabrik in Halle/Westfalen künstlerisch tätig. Seit 1980 ist sie in verschiedenen Kunstprojekten mit Fotos, Filmen, Masken und politischen Karikaturen in Ausstellungen in Bielefeld, Detmold, Halle/W. und Köln zu sehen. Sie beteiligt sich an Lesungen, baut Masken und Kostüme für den Bielefelder „Carnival der Kulturen“, ist im „frauenkunstforum owl“ aktiv, und arbeitet als Erzieherin, Theater-und Medienpädagogin. 2003 erhält sie beim Bundeswettbewerb „Video der Generationen“ mit ihrem Krebstagebuchfilm „Shadowlight“ den 1. Preis. Es folgen zahlreiche Ausstellungen und Ausstellungsbeteiligungen mit Fotos und Videoinstallationen.

In den sechziger Jahren studiert sie Freie Kunst, und Kunst auf Lehramt bei Gotthard Graubner und Marc Adrian an der Kunsthochschule Hamburg. Parallel studiert sie Pädagogik an der Universität.1971 macht sie ihr erstes Staatsexamen, bleibt aber zunächst noch als Studentin eingeschrieben, um die Fächer Visuelle Kommunikation und Psychologie zu belegen. Außerdem bekommt sie einen Lehrauftrag für Kunstdidaktik. 1972 legt sie die Prüfung zum zweiten Staatsexamen ab. Bereits während ihres Studiums wird sie von der Studentenbewegung politisiert und engagiert sich in der linken Szene, z.B. in der„Rotzkuh“ („Rote Zelle Kulturbereich“) und der Hochschulpolitik. 1968 wird sie als erste und bis dato einzige Frau des Asta-Vorstands zur Vorsitzenden gewählt. Noch während ihrer eineinhalb Jahre Vorsitz sind sämtliche Gremien und Konferenzen an der Kunsthochschule und Universität hauptsächlich von Männern besetzt. Aus der SDS*-Frauengruppe tritt sie aus, da ihrer Ansicht nach ein zu hoher Widerspruch zwischen den inhaltlichen Zielen und privaten Realitäten herrscht: „Die hatten aber zu Hause irgendwelche Freunde, denen sie die Pantoffeln ans Bett gestellt und den Kaffee gekocht haben. Das fand ich ganz furchtbar! Wenn sie da die Aktionen gemacht & geplant haben und sich zu Hause völlig haben unterdrücken lassen.“ Später ist sie ebenfalls Vorsitzende des Studentenparlaments und wird nach ihrem ersten Staatsexamen zur Referendariatssprecherin gewählt. Auch nach dem zweiten Staatsexamen engagiert sie sich weiterhin politisch, unter anderem in einem Indochina Komitee für Berufstätige.

 

 Zu Beginn ihres Kunststudiums beschäftigt sie sich zunächst mit Zeichnung und Malerei. Sie lässt sich von Raumecken und Gegenständen inspirieren, z.B. Flaschen/Farbtuben oder einer Tasche. Diese setzt sie zunächst realistisch, dann aber auch frei in Zeichnung und Malerei um. Außerdem setzt sie sich mit den Schatten von Gegenständen und Körpern auseinander. Die ausgestellte, schwarze Pitkreidezeichnung stammt ursprünglich aus einer Serie, in der sie sich mit Schattenfiguren beschäftigt hat. Ausgangspunkt waren dabei Flaschen, in denen Malmittel aufbewahrt wurden. Man könnte darin aber auch den Umriss oder Schatten einer Figur erahnen.

 

Im Laufe ihres Studiums wendet sich Maria Kübeck jedoch von den klassischen, künstlerischen Medien ab, und beschäftigt sich hauptsächlich mit Fotografie und Film. Sie arbeitet im „Zentral Film Verleih Hamburg“ und lernt Vertreter des „Anderen Kinos“(„Neuer Deutscher Autorenfilm“) wie Werner Nekes, Helmut Herbst, Klaus Wyborny oder Alexander Kluge kennen. Mit dieser Gruppe macht sie Seminare über den politischen Lehrfilm in ganz Deutschland, und tritt darin auch als Darstellerin auf. In dieser Phase eignet sie sich die handwerklichen Fähigkeiten (z.B. Schnitt und Ton) für das Filmen an. 1971 dreht sie als künstlerische Abschlussarbeit an der Hochschule ihren Film „Menschliches Verhalten in Massen“. Dort vergleicht sie die Verhaltensweisen dreier Personen verschiedener Gesellschaftsgruppen; Arbeiter, Angestellte und Studenten. Sie geht dabei der Frage nach, was sie in ihren Handlungen „nach Feierabend“ unterscheidet. Dabei kommt heraus, dass alle mehr oder weniger „dasselbe“ tun. Damit wird die Frage aufgeworfen, ob es generell möglich ist, sich in einer kapitalistischen Gesellschaft frei entfalten und selbst verwirklichen zu können. Außerdem ist der Film eine Art „Sittengemälde“ der Gesellschaft, in dem er Alltag und privaten Wohnbereich der Protagonisten zeigt. Ebenso gilt er als Versuch der Künstlerin, den akademischen Apparat mit seinem alleinigen Erkenntnisanspruch an die Kunst in Frage zu stellen und zu provozieren. Denn er ist der erste Film als künstlerische Abschlussarbeit an der Kunsthochschule und wagt eine politische Aussage.

*Sozialistischer Deutscher Studentenbund

 

 

 

 

Quellen: Interview Maria Kübeck, künstlerische Biografie

 

Text: Maike Rodenbrock-Wesselmann, Seminar „Multiples und Manifeste - 1967/68 ff in Deutschland und die Folgen in Kunst und Kunstgeschichte“, SoSe 09, Universität Bielefeld